Katrin Kraus: Wegbereiterin der Erwachsenenbildung und beruflichen Weiterbildung in der Schweiz

Die Bildungslandschaft im deutschsprachigen Raum hat in den letzten Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel durchlaufen. Themen wie lebenslanges Lernen, Digitalisierung, berufliche Umorientierung und gesellschaftliche Transformation stehen zunehmend im Fokus von Forschung und Praxis. Eine der prägenden Persönlichkeiten auf diesem Gebiet ist die deutsch-schweizerische Bildungswissenschaftlerin Katrin Kraus. Ihre Arbeit zur Erwachsenenbildung und beruflichen Weiterbildung hat nicht nur neue Impulse gesetzt, sondern auch konkrete Veränderungen in Bildungseinrichtungen und bei der politischen Gestaltung von Bildungsangeboten angestoßen.
Table of Contents
ToggleWer ist Katrin Kraus?
Katrin Kraus, geboren am 13. Mai 1973, ist eine anerkannte Wissenschaftlerin im Bereich der Erziehungswissenschaft mit Spezialisierung auf Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung. Sie besitzt sowohl die deutsche als auch die schweizerische Staatsbürgerschaft. Ihre akademische Laufbahn begann sie an der Universität Trier, wo sie Pädagogik und Germanistik studierte. Bereits früh zeichnete sich ihr besonderes Interesse an gesellschaftlichen Wandlungsprozessen und deren Einfluss auf Bildung ab.
Im Jahr 1999 schloss sie ihr Studium erfolgreich ab. Danach führte sie ihr Weg an die Universität Zürich, wo sie 2005 promovierte. Ihre Dissertation mit dem Titel „Vom Beruf zur Employability?“ widmete sich der Frage, wie sich das klassische Berufsbild unter dem Einfluss moderner Arbeitswelten verändert – ein Thema, das auch heute noch hochaktuell ist.
Akademischer Werdegang und Professuren
Nach ihrer Promotion übernahm Katrin Kraus verschiedene Lehraufträge und Assistenzstellen in der Schweiz und Deutschland. Sie lehrte unter anderem an der Universität Zürich und der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. 2012 erhielt sie ihre Habilitation – ein Meilenstein, der sie für eine Professur qualifizierte. Ihre Habilitationsschrift beschäftigte sich intensiv mit dem Spannungsfeld zwischen beruflicher Bildung, Erwachsenenbildung und gesellschaftlicher Transformation.
Im Jahr 2009 wurde sie zur Professorin für Erwachsenenbildung und Weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) berufen. Dort leitete sie bis 2020 das Institut für Weiterbildung und Beratung und trug maßgeblich zur Entwicklung praxisnaher Weiterbildungsprogramme bei. Seit Mai 2021 ist Katrin Kraus Professorin für Berufs- und Weiterbildung an der Universität Zürich.
Forschungsschwerpunkte von Katrin Kraus
Die wissenschaftliche Arbeit von Katrin Kraus ist geprägt von einem kritischen und zugleich zukunftsorientierten Blick auf Bildung. Ihre Forschung lässt sich in mehreren zentralen Bereichen verorten:
1. Lebenslanges Lernen als gesellschaftliches Leitmotiv
Für Kraus ist lebenslanges Lernen kein bloßes Schlagwort, sondern eine fundamentale Notwendigkeit in einer sich wandelnden Gesellschaft. In ihrer Publikation „Lebenslanges Lernen – Karriere einer Leitidee“ analysiert sie, wie sich dieses Konzept im Laufe der Zeit gewandelt hat und welche politischen, wirtschaftlichen und pädagogischen Implikationen damit einhergehen.
2. Digitalisierung und Bildungsarbeit
Ein zentrales Anliegen von Katrin Kraus ist die Erforschung der digitalen Transformation im Kontext von Bildung und Arbeit. Sie untersucht, wie sich Lernprozesse in digitalen Räumen gestalten lassen, welche Kompetenzen Lehrende benötigen und wie Bildungsinstitutionen mit der digitalen Wende umgehen sollten. Dabei betont sie, dass Digitalisierung nicht nur eine technische, sondern auch eine pädagogische Herausforderung darstellt.
3. Bildung, Arbeit und soziale Gerechtigkeit
Kraus thematisiert regelmäßig die Frage, wie Bildung dazu beitragen kann, soziale Ungleichheiten zu reduzieren. Sie argumentiert, dass berufliche Bildung nicht isoliert betrachtet werden darf, sondern stets in den Kontext gesellschaftlicher Machtverhältnisse eingebettet ist. In ihren Studien befasst sie sich unter anderem mit der Chancengleichheit im Bildungssystem, insbesondere im Hinblick auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen.
4. Kompetenzentwicklung in der Erwachsenenbildung
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Professionalisierung von Erwachsenenbildnerinnen und -bildnern. Katrin Kraus hat verschiedene Modelle entwickelt, um die Kompetenzen von Lehrpersonen in der Weiterbildung systematisch zu erfassen und weiterzuentwickeln. Diese Modelle finden heute Anwendung in zahlreichen Bildungseinrichtungen.
Einfluss auf die Praxis
Die Arbeit von Katrin Kraus beschränkt sich nicht auf den akademischen Diskurs. Sie ist stark praxisorientiert und setzt sich aktiv dafür ein, wissenschaftliche Erkenntnisse in konkrete Bildungsangebote zu überführen. An der FHNW baute sie praxisnahe Weiterbildungsformate auf, die sowohl für Lehrpersonen als auch für Bildungsmanagerinnen und -manager konzipiert wurden.
Zudem war sie beratend für öffentliche Institutionen und Bildungsministerien tätig. Ihre Expertise floss in die Entwicklung von Curricula, Kompetenzrahmen und Evaluationssystemen ein. Durch ihre engagierte Tätigkeit konnte sie maßgeblich zur Weiterentwicklung der Erwachsenenbildung in der Schweiz und darüber hinaus beitragen.
Katrin Kraus und die Zukunft der beruflichen Bildung
Die berufliche Bildung befindet sich im Umbruch. Globalisierung, Automatisierung und neue Formen der Erwerbsarbeit stellen Bildungseinrichtungen vor neue Herausforderungen. Katrin Kraus beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Berufsbildung in einer digitalisierten und entgrenzten Arbeitswelt neu ausrichten muss.
In ihren neueren Arbeiten plädiert sie für eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis. Sie fordert, dass Lernende nicht nur Fachwissen erwerben, sondern auch dazu befähigt werden müssen, kritisch zu denken, Verantwortung zu übernehmen und sich flexibel auf neue Situationen einzustellen. Dazu gehören auch die Entwicklung von Medienkompetenz, Teamfähigkeit und unternehmerischem Denken.
Kritischer Diskurs und wissenschaftliche Debatte
Ein Markenzeichen von Katrin Kraus ist ihre Fähigkeit, bestehende Paradigmen in Frage zu stellen und neue Denkansätze zu entwickeln. Sie beteiligt sich regelmäßig an wissenschaftlichen Debatten zu Themen wie Employability, Bildungsökonomie und Kompetenzorientierung. Dabei scheut sie sich nicht, dominante Diskurse zu hinterfragen und alternative Perspektiven zu präsentieren.
In der Auseinandersetzung mit dem Begriff der „Employability“ kritisiert sie beispielsweise, dass der Fokus auf die individuelle Anpassungsfähigkeit zu einer Entsolidarisierung innerhalb der Gesellschaft führen kann. Stattdessen fordert sie, gesellschaftliche Verantwortung und kollektive Bildungsprozesse stärker in den Mittelpunkt zu rücken.
Auszeichnungen und Anerkennung
Katrin Kraus wurde im Laufe ihrer Karriere mehrfach für ihre Leistungen in Forschung und Lehre ausgezeichnet. Ihre Arbeiten finden internationale Beachtung und werden regelmäßig in Fachzeitschriften, Sammelbänden und Konferenzbeiträgen rezipiert. Darüber hinaus engagiert sie sich in verschiedenen wissenschaftlichen Beiräten und Gremien zur Bildungsforschung.
Persönliches Engagement
Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist Katrin Kraus auch im gesellschaftlichen Bereich aktiv. Sie setzt sich für eine demokratische Bildungskultur ein, die auf Teilhabe, Inklusion und Empowerment basiert. Ihre öffentliche Präsenz nutzt sie, um bildungspolitische Diskussionen anzuregen und Veränderungsprozesse konstruktiv zu begleiten.
Fazit
Katrin Kraus gehört zweifellos zu den einflussreichsten Stimmen im deutschsprachigen Bildungsdiskurs. Ihr Werk ist geprägt von einem tiefen Verständnis für die Herausforderungen moderner Bildungsprozesse und einem klaren Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit und partizipativer Bildung. Durch ihre Forschung, Lehre und Beratung hat sie wichtige Impulse gesetzt, die weit über den akademischen Raum hinauswirken.
In einer Zeit, in der Bildung zunehmend als ökonomische Ressource verstanden wird, erinnert uns Katrin Kraus daran, dass Bildung vor allem eines sein sollte: ein Mittel zur Selbstermächtigung, zur gesellschaftlichen Teilhabe und zur Gestaltung einer solidarischen Zukunft. Ihre Arbeit bleibt damit nicht nur relevant – sie ist wegweisend.