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Ole Plogstedt: Der rebellische TV-Koch, Aktivist und kulinarische Rock’n’Roller

Ole Plogstedt ist weit mehr als nur ein Fernsehkoch. Geboren am 24. März 1968 in Berlin, ist er gelernter Koch, Unternehmer, Buchautor und leidenschaftlicher Aktivist. Seine Karriere führte ihn nicht nur in renommierte Küchen, sondern auch auf Tourneen mit internationalen Rockbands. Bekannt wurde er durch seine Auftritte in beliebten Fernsehsendungen wie Die Kochprofis – Einsatz am Herd und Das Fast-Food-Duell. Doch hinter der Kamera engagiert sich Plogstedt ebenso lautstark für soziale Gerechtigkeit, faire Lieferketten und Klimaschutz.

Frühe Jahre und Ausbildung

Ole Plogstedt wuchs in Berlin auf. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für das Kochen, was ihn dazu brachte, eine Ausbildung im Steigenberger Hotel in Berlin zu absolvieren. Dort lernte er das Handwerk von Grund auf und verfeinerte sein Können später in Spitzenrestaurants wie NIL und Cöllns Austernstuben in Hamburg. Die präzise Arbeit, die er dort lernte, sollte den Grundstein für seine spätere Karriere legen.

Rote Gourmet Fraktion: Kochen für Rockstars

1993 gründete Plogstedt zusammen mit Jörg Raufeisen die “Rote Gourmet Fraktion” (RGF), ein Catering-Unternehmen, das sich auf die Versorgung von Bands während ihrer Tourneen spezialisierte. Dabei verfolgte er einen radikal anderen Ansatz: Anstelle von eintönigem Tour-Food sollte es frische, gesunde und kreative Küche geben – serviert mit der Präzision eines Restaurantservices, selbst hinter der Bühne.

Die Liste der betreuten Künstler liest sich wie das Line-up eines Rockfestivals: Die Toten Hosen, Rammstein, Jan Delay, Die Fantastischen Vier und viele mehr. Für Ole war dies eine neue Form des Kochens – live, flexibel, leidenschaftlich. Die RGF wurde schnell zu einer Kultmarke in der Musikszene und Plogstedt avancierte zum kulinarischen Rockstar hinter den Rockstars.

Fernsehen: Die Bühne der breiten Öffentlichkeit

Mit seiner einzigartigen Mischung aus frecher Berliner Schnauze, fundierter Kochkunst und sozialem Bewusstsein war Ole Plogstedt prädestiniert für das Fernsehen. Seine TV-Karriere begann mit Auftritten in Sendungen wie Das Fast-Food-Duell auf Kabel Eins, in dem er Fast-Food-Liebhabern gesunde Alternativen schmackhaft machte.

Große Bekanntheit erlangte er ab 2010 durch seine Rolle bei Die Kochprofis – Einsatz am Herd auf RTL II. Hier half er verzweifelten Gastronomen, ihre Betriebe wieder auf Kurs zu bringen. Seine Art, Kritik klar und direkt zu äußern, machte ihn dabei ebenso beliebt wie gefürchtet.

Auch als Juror in der ZDF-Kochsendung Küchenschlacht trat er auf und zeigte, dass er nicht nur praktisch, sondern auch analytisch denkt. In weiteren Formaten wie Da wird mir übel oder Galileo widmete er sich dem Thema Lebensmittelindustrie und Verbrauchertäuschung.

Aktivismus: Essen ist politisch

Für Ole Plogstedt ist Kochen keine rein geschmackliche Angelegenheit – es ist ein politischer Akt. Er engagiert sich seit Jahren für faire Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelproduktion, den Schutz von Flüchtlingen und gegen die Verschwendung von Lebensmitteln.

Als Botschafter für Organisationen wie Oxfam und PRO ASYL ist er nicht nur Koch, sondern auch Kämpfer. Er prangert Ausbeutung in globalen Lieferketten an, fordert Transparenz und faire Löhne für Erntehelfer weltweit. Mit Kampagnen wie „Make Fruit Fair!“ oder „Keine Entwicklungshilfe für Agrarkonzerne!“ tritt er öffentlich für gerechte Strukturen ein.

Sein YouTube-Format Kulinarisch solidarisch verbindet Kochen mit politischem Diskurs. Hier spricht er mit Aktivisten, Flüchtlingen und Landwirten – nicht im Studio, sondern am Herd. Diese authentische Mischung aus Gespräch und Genuss ist einzigartig in der deutschen Medienlandschaft.

Protest mit Geschmack: Kartoffelbrei auf Van Gogh

Eines seiner spektakulärsten Projekte fand im April 2023 im FC St. Pauli-Museum statt. Im Rahmen der „Langen Nacht der Museen“ organisierte Plogstedt die Aktion „Feuer frei mit Kartoffelbrei!“. Besucher durften mit geretteten Kartoffeln Püree auf ein Van-Gogh-Plakat werfen – eine Anspielung auf ähnliche Aktionen von Klimaaktivisten.

Das Ziel war es, eine Debatte über legitime Protestformen, Klimawandel und Lebensmittelverschwendung anzustoßen. Für Plogstedt war klar: Kunst darf irritieren – und Protest darf schmecken. Mit dieser Aktion verband er auf originelle Weise Politik, Kultur und Kulinarik.

Bücher und Publikationen

2004 veröffentlichte er das Buch Rote Gourmet Fraktion – Kochen für Rockstars. Darin schildert er mit Humor und Detailreichtum seinen Alltag als Tourkoch. Es bietet nicht nur unterhaltsame Anekdoten aus dem Backstage-Bereich, sondern auch praktische Rezepte für unterwegs.

Das Buch wurde ein Achtungserfolg und stärkte sein Image als Koch mit Ecken und Kanten. Er zeigt darin, dass auch in stressigen Situationen mit wenig Equipment großartige Küche möglich ist – wenn man nur Leidenschaft mitbringt.

Der Mensch hinter dem Koch

Privat lebt Ole Plogstedt mit seiner Familie in Hamburg. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Bis 2016 betrieb er das Restaurant Olsen im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, das allerdings geschlossen wurde. Die Gründe waren nicht finanzieller Natur, sondern der Wunsch, sich anderen Projekten intensiver zu widmen – insbesondere seinem Engagement in der politischen Bildungsarbeit.

Plogstedt wirkt bei allem, was er tut, authentisch. Er braucht keine aufgesetzte TV-Maske, um zu überzeugen. Seine Leidenschaft für gutes Essen, soziale Gerechtigkeit und klare Worte machen ihn zu einer unverwechselbaren Figur in der deutschen Gesellschaft.

Warum Ole Plogstedt wichtig ist

In einer Zeit, in der Kochen oft zum seichten Entertainment verkommt, steht Ole Plogstedt für Substanz. Er zeigt, dass Kochen Haltung braucht – gegenüber Lebensmitteln, Menschen und der Umwelt. Seine Küche ist nachhaltig, seine Worte deutlich, sein Engagement unermüdlich.

Er hat die Rolle des Fernsehkochs neu definiert: vom Rezept-Vorleser zum politischen Akteur. In der Kombination aus Food, Musik und Aktivismus hat er eine Nische geschaffen, die einzigartig ist. Und er beweist, dass man mit Kartoffelbrei mehr bewegen kann als mit bloßen Parolen.

Fazit

Ole Plogstedt ist ein Multitalent mit Rückgrat. Vom Azubi im Steigenberger Hotel zum Tourkoch von Rammstein, vom TV-Star zum Aktivisten – seine Karriere ist ungewöhnlich und inspirierend zugleich. Er hat nicht nur gekocht, sondern gestaltet. Nicht nur serviert, sondern verändert. Nicht nur gegessen, sondern gefragt: Woher kommt das? Wer leidet darunter? Und was können wir besser machen?

Sein Leben zeigt, dass Kochen mehr ist als ein Beruf – es ist ein politischer Ausdruck. Mit Geschmack und Gewissen setzt Ole Plogstedt Maßstäbe, an denen sich die Branche messen lassen muss.

Neuesthemen.de

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