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Walfriede Schmitt – Eine Ikone der deutschen Schauspielkunst mit Herz und Haltung

Walfriede Schmitt wurde am 9. März 1943 in Berlin-Neukölln geboren. Schon ihre Kindheit war stark vom Theater und der darstellenden Kunst geprägt. Ihre Mutter, Elfriede Florin, war selbst Schauspielerin, während ihr Vater Walter Schmitt als Dramaturg tätig war. Der außergewöhnliche Vorname „Walfriede“ ist eine liebevolle Kombination der Namen ihrer Eltern – eine Geste, die den tiefen familiären Bezug zur Kunst bereits in ihrem Namen widerspiegelt.

Der Weg zur Bühnenkarriere

Nach ihrem Abschluss begann Walfriede Schmitt ihre Karriere zunächst an kleineren Theatern, unter anderem in Parchim und Meiningen. In Halle an der Saale konnte sie erste professionelle Erfahrungen sammeln, bevor sie 1972 an die berühmte Volksbühne Berlin wechselte. Dort blieb sie bis 1994 festes Ensemblemitglied – über zwei Jahrzehnte voller kreativer Arbeit und künstlerischer Reife.

In dieser Zeit arbeitete sie mit einigen der bedeutendsten Theaterregisseure der DDR zusammen, darunter Heiner Müller, Christoph Schlingensief und Frank Castorf. Ihre Rollen waren vielseitig und stets ausdrucksstark. Besonders gefeiert wurden ihre Darstellungen in „Die Legende vom Glück ohne Ende“ und „Der Falschspieler“.

Film- und Fernsehdurchbruch

Während ihre Theaterkarriere blühte, zog es Walfriede Schmitt auch immer wieder vor die Kamera. Bereits 1962 hatte sie in dem DEFA-Film „Tanz am Sonnabend – Mord?“ ihr Filmdebüt, damals an der Seite ihrer Mutter. In den folgenden Jahren übernahm sie diverse Rollen in Fernsehproduktionen, darunter das sozialkritische Drama „Das Schilfrohr“ (1974) und die Literaturverfilmung „Bahnwärter Thiel“.

Ein weiterer Meilenstein war der Film „Coming Out“ (1989), der als erster und einziger DEFA-Film offen Homosexualität thematisierte – ein mutiges Projekt im Umbruchsjahr der DDR, das auch international Beachtung fand. Walfriede Schmitt verkörperte darin die Mutter des Protagonisten und überzeugte mit ihrer feinfühligen Darstellung.

Doch der große Durchbruch im deutschen Fernsehen kam Mitte der 1990er-Jahre: In der beliebten Krankenhausserie „Für alle Fälle Stefanie“ spielte sie von 1995 bis 2003 die resolute, aber warmherzige Oberschwester Klara Junge. Diese Rolle machte sie einem breiten Publikum bekannt und beliebt. Ihre Mischung aus Strenge, Mitgefühl und Witz verlieh der Figur enorme Authentizität.

Eine vielseitige Künstlerin: Hörspiele, Literatur und mehr

Walfriede Schmitts künstlerisches Schaffen beschränkt sich nicht nur auf Bühne und Kamera. Seit den 1970er-Jahren ist sie auch als Sprecherin in zahlreichen Hörspielen aktiv. Ihre Stimme ist markant, einprägsam und transportiert Emotionen auf einzigartige Weise. Hörspielproduktionen wie „Der letzte Detektiv“ oder „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ profitierten enorm von ihrer erzählerischen Kraft.

2009 wagte sie den Schritt in die Literatur und veröffentlichte ihr erstes Buch mit dem Titel „Gott ist zu langsam: Also denn um sechse bei Werner!“. Der Roman ist geprägt von feinem Humor, scharfer Beobachtungsgabe und liebevoll gezeichneten Figuren. Ihre schriftstellerische Arbeit zeigt erneut ihre künstlerische Vielseitigkeit und ihre tiefe Verbindung zum Menschen.

Gesellschaftliches Engagement und politische Haltung

Neben ihrer künstlerischen Arbeit engagierte sich Walfriede Schmitt früh auch gesellschaftlich und politisch. Im Jahr 1989 – einem Schicksalsjahr der deutschen Geschichte – wurde sie Vorsitzende der DDR-Kunstgewerkschaft. In dieser Funktion setzte sie sich vehement für die Rechte von Künstlerinnen und Künstlern ein.

Sie war Mitgründerin der Unabhängigen Frauenvereinigung und engagierte sich für Gleichstellung und Gerechtigkeit während des schwierigen Prozesses der deutschen Wiedervereinigung. Ihre Stimme hatte Gewicht – nicht nur in künstlerischen, sondern auch in politischen Fragen.

Für ihr Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kunstpreis der DDR im Jahr 1988 und dem Berliner Frauenpreis 2003. Besonders hervorgehoben wurde ihr unermüdlicher Einsatz für den Frieden und gegen Krieg – Themen, die sie zeitlebens bewegten.

Rückkehr vor die Kamera: Späte Erfolge

Auch im fortgeschrittenen Alter blieb Walfriede Schmitt künstlerisch aktiv. 2020 überzeugte sie in der tragikomischen Fernsehproduktion „Für immer Sommer 90“. In der Rolle der Ingrid Brettschneider zeigte sie erneut ihre ganze Bandbreite – zwischen Lebenslust, Melancholie und unerschütterlichem Optimismus.

Für diese Darstellung wurde sie 2021 mit dem Deutschen Schauspielpreis in der Kategorie „Starker Auftritt“ ausgezeichnet. Eine späte, aber verdiente Ehrung, die ihre künstlerische Brillanz unterstreicht.

Persönliche Werte und künstlerisches Ethos

Was Walfriede Schmitt so besonders macht, ist ihre Authentizität. Sie ist keine Schauspielerin, die bloß spielt – sie lebt ihre Rollen. Ihre Figuren sind nie eindimensional, nie klischeehaft. Sie verleiht ihnen Tiefe, Seele und Glaubwürdigkeit. Ob als Krankenschwester, Mutter, Richterin oder alte Freundin – Walfriede Schmitt nimmt sich selbst stets zurück, um die Figur ins Zentrum zu rücken.

Dabei bleibt sie sich selbst immer treu: bescheiden, engagiert und mit einer klaren Haltung. Sie meidet oberflächliche Prominenz und konzentriert sich stattdessen auf das Wesentliche – die Kunst und den Menschen.

Einfluss und Vermächtnis

Walfriede Schmitt hat über Jahrzehnte Generationen von Schauspielerinnen und Schauspielern beeinflusst. Ihr Weg zeigt, dass künstlerischer Erfolg und gesellschaftliches Engagement sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig befruchten können. In einer Zeit, in der viele Künstlerinnen und Künstler auf schnelle Aufmerksamkeit setzen, steht sie für Tiefe, Beständigkeit und Glaubwürdigkeit.

Auch in ihrer Heimatstadt Berlin bleibt sie eine prägende Figur des kulturellen Lebens. Sie ist eine Brückenbauerin zwischen Ost und West, Theater und Fernsehen, Kunst und Politik. Ihr Lebenswerk zeigt, dass die Bühne nicht nur ein Ort der Darstellung, sondern auch der Haltung sein kann.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

  • 1988: Kunstpreis der DDR für herausragende schauspielerische Leistungen

  • 1992: Goldener Gong für ihre Rolle in „Scheusal“

  • 2003: Berliner Frauenpreis für ihr gesellschaftliches Engagement

  • 2021: Deutscher Schauspielpreis (Kategorie „Starker Auftritt“) für „Für immer Sommer 90“

Fazit

Walfriede Schmitt ist mehr als eine talentierte Schauspielerin – sie ist eine Persönlichkeit mit Haltung, Tiefe und Menschlichkeit. Ihre über 60-jährige Karriere ist geprägt von Mut, Wandel und Leidenschaft. Ob auf der Bühne, vor der Kamera, im Radio oder in der Literatur – sie bleibt ein fester Bestandteil der deutschen Kulturlandschaft.

In einer schnelllebigen Welt steht Walfriede Schmitt für Beständigkeit, für Qualität und für die Kraft der Kunst, Veränderung anzustoßen. Sie hat Generationen bewegt und inspiriert – und wird es zweifellos noch lange tun.

Neuesthemen.de

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